Neben der Installation gibt es auch einen FILM, in dem alle bisherigen Aufnahmen zusammengefasst sind.
Geplant sind ca. 40 Filme von erhaltenen Thingplätzen in Deutschland.
In ganz Europa nehmen die Wählerstimmen für rechtsradikale Positionen zu. Nach der ungeheuren Katastrophe, die die Nationalsozialisten im letzten Weltkrieg über die Welt gebracht haben, ist diese Faszination kaum nachzuvollziehen. Besonders erschreckend aktuell ist sie im kriegerischen Russland zu beobachten.
Um mehr zu verstehen, möchte ich am Beispiel der nationalsozialistischen THINGSTÄTTEN einen Aspekt der damaligen Propaganda untersuchen, die Orte der Verführung.
In ganz Deutschland wurden in den 30er Jahren Thingstätten errichtet, theaterähnliche Versammlungsorte, die vom Naziregime zur Verbreitung seiner Ideologie gebaut wurden. Unter geschichtsverfälschendem Rückgriff auf altgermanische Traditionen sollten auf ihnen Theateraufführungen stattfinden, sogenannte Thingspiele. Diese sollten ein emotionales Aufgehen des Einzelnen in Heimat und Volksgemeinschaft erleben lassen. Deswegen wurden als Thingstätten vor allem landschaftlich beeindruckende Plätze gewählt: stimmungsvolle Orte umgeben von Wäldern, an Gewässern, in Hügeln oder natürliche Felsen eingebettet, an Ruinen oder anderen Spuren der örtlichen Geschichte.
In germanischer Zeit war ein Thing bzw. Ding die Volks- und Gerichts-Versammlung. Sie behandelte die Rechtsangelegenheiten und fand immer unter freiem Himmel statt. Die Nazis missbrauchten die Idee der Thing-Versammlungsplätze für Inszenierungen des Führerkults.
Von 1933 bis zum Ausbruch des Krieges 1939 waren bis zu 400 Thingplätze in Planung oder begonnen. Fertiggestellt wurden ca. 60 Freilichtbühnen. Von der Mehrzahl weiß man heute den Ort, viele werden noch genutzt für Konzerte und Theateraufführungen.
Dieses Projekt soll alle ehemaligen Thingstätten in Deutschland dokumentieren. Hier zu sehen sind Thingstätten in NRW in Herchen, Jülich, Mülheim an der Ruhr, Porta Westfalica und Wattenscheid.
Die filmische Annäherung an diese Orte geschieht aus der Luft. Mit einer Kameradrohne wird eine Fahrt senkrecht über dem Thingplatz gestartet, man sieht die ganze Umgebung, die Kamera nähert sich langsam, sie dreht sich um die eigene Achse, bis der Platz das Bild ausfüllt. Das sich wie eine Spirale drehende Bild lässt einen Sog entstehen. Er ist bildlicher Ausdruck für die Verführung und Agitation der Bevölkerung durch den Nationalsozialismus.