Wolfgang Spahn ist ein österreichisch-deutscher bildender Künstler, der in Berlin lebt. Seine Arbeit umfasst interaktive Installationen, Miniatur-Dia-Malereien und Performances mit Licht & Sound. Seine Kunst erforscht das Feld der analogen und digitalen Medien und konzentriert sich sowohl auf deren Widerspruch als auch auf deren Korrelation. Deshalb hat er sich auch auf die Wiederaneignung und Wiederverwendung elektronischer Technologien spezialisiert.
In Spahns immersiven audiovisuellen Performances verschmilzt die technisch unterschiedliche Produktion von Bildern und Tönen. Dabei wird der Datenstrom eines digitalen Projektors hörbar, während der durch elektromagnetische Felder von Spulen und Motoren erzeugte Klang visualisiert wird.
Spahn ist fasziniert von Mustern und Strukturen, sei es in Grafik, Foto, Video oder elektronischer Technik. Er sucht die Schönheit der Störung herauszuarbeiten und untergräbt damit die perfekte Oberfläche, die die zeitgenössische neue Medienindustrie zu erreichen versucht.
Für seine Kreationen erforscht er die Fähigkeiten der Hardware, wobei er ständig an ihre Grenzen stößt, um sie in den Dienst seines künstlerischen Konzepts zu stellen. In jüngster Zeit hat er analoge Synthesizer sowie analoge Computer und analoge neuronale Netzwerke entwickelt und nutzt sie, um abstrakte Licht- und Klangskulpturen zu schaffen.
Spahn ist Fakultätsmitglied der Sound Studies und Sonic Arts, Universität der Künste, Berlin, Deutschland.
Spahn präsentierte seine Arbeiten in nationalen und internationalen Ausstellungen und war auch auf internationalen Festivals für Medienkunst vertreten.
Derzeitige Ausstellung: Kybersonor meets Vision
Echo State Networks
Echo State Networks, die audio-visuelle Verarbeitung des Rechenprozesses in einem analogen neuronalen Netz, 2019
Das erste Lied, das ein Computer intonierte, war in den 1970er Jahren, als ein IBM 704 in den Bell Labs "Daisy Bell" sang. Das gleiche Lied sang die künstliche Intelligenz HAL-9000 im Film "2001: Odyssee im Weltraum" von Stanley Kubrick.
Aber warum sollte eine KI menschliche Lieder singen?
Würden sie nicht ihre eigenen Beats und Melodien bevorzugen?
Die Klangstrukturen, die durch die ewige Oszillation analoger neuronaler Netze erzeugt werden, sind der mögliche Soundtrack, wenn die technologische Singularität erreicht ist und die KI die Macht übernimmt. An diesem Punkt in der Zukunft, wenn die Technologie unkontrollierbar wird - wie der Mathematiker John von Neumann in den 1950er Jahren voraussagte - werden die Überreste der menschlichen Zivilisation wahrscheinlich eine Art "Echo State Network" hören.
Die Installation wirft die Frage auf: Kann man das Feuern von Neuronen hören? Hat ihr Aktionspotenzial eine Tonhöhe und eine Klangfarbe? Wie sehen die Muster und Strukturen eines neuronalen Netzwerks aus und wie klingen sie? Und was passiert, wenn das Netzwerk diese Klänge und Muster ebenfalls hört - und diese Informationen wieder in das Netzwerk einspeist?
Im Zentrum der Klanginstallation "Echo State Network" von Wolfgang Spahn steht ein künstliches analoges neuronales Netzwerk, das Klangmuster und hörbare Strukturen erzeugt. Die Schaltung des Neurons ist eine Adaption eines frühen neuronalen Modells, das ursprünglich von dem japanischen Mathematiker Shun'ichi Amari zur Erklärung des menschlichen Herzschlags entworfen wurde. Dabei wurden dem Netzwerk der Faktor Zeit und die Rückkopplung hinzugefügt. Im Vergleich zu Facebook- und Google-Netzwerken ist dieses neuronale System viel komplexer und vielfältiger in seiner Erscheinung. Man kann sagen, dass dieses analoge künstliche Netzwerk viel mehr die chaotische menschliche Natur widerspiegelt als die digitalen KI-Implementierungen. Als Teil seines Analog Computer Confetti hat der Künstler einen analogen elektrischen Schaltkreis geschaffen, der ein Modell eines Neurons nachahmt. Mehr als 150 der Confetti Neurons bilden eine analoge Version eines so genannten "Echo State Network". Und da das Modell für dieses Neuron entwickelt wurde, um unseren Herzschlag zu erklären, wird dieses Netzwerk oszillieren, pulsieren und die komplexesten Muster erzeugen, die man sehen und hören kann.
Patagonian Pattern M
Der Real - Existing - Token (RET) von "Patagonian Pattern" besteht aus einigen patagonischen Flechten und Moseshexen, die für den Ton und das Bildmaterial des Videos verwendet wurden, sowie einem modifizierten Raspberry Pi Videoplayer. Alles ist in Epoxy eingebettet und somit ist jeder RET einzigartig.
Ein audiovisuelles Gemisch aus patagonischen Strukturen, 2021
Installation
Die Arbeit "Patagonian Pattern" von Wolfgang Spahn ist eine audiovisuelle Erkundung der mathematischen Theorie des Chaos. Im Mittelpunkt stehen Benoit Mandelbrots Ideen der Selbstähnlichkeit fraktaler Strukturen in der Natur. Die Klänge analoger Synthesizer und analoger neuronaler Netze ergänzen den visuellen Aspekt der Selbstähnlichkeit der Natur Patagoniens sowohl im großen als auch im makro-/mikroskopischen Maßstab.
Elektrische Signale, sowohl für Audio als auch für Video, wurden von analogen Schaltkreisen erzeugt, die auf Strange Attractors, Fibonacci-Reihen, chaotischen Oszillationen und Feedback-Schleifen basieren. Darüber hinaus zeigt das Werk makroskopische und mikroskopische Muster, Texturen und Strukturen von Flechten, Moos und Algen, überlagert von Luftaufnahmen aus Flugzeugen und mit einem Drachen. Die Textur von Flechten und Moos wurde mit Laserstrahlen aufgenommen. Diese modulierten Wellen wurden in Ton umgewandelt und zusätzlich als Farbinformation in Videosignalen verwendet.
Die Luftaufnahmen der Vögel wurden während der Magellan 2020 Residency von der Künstlerin mit einem selbst entwickelten Kite Airal Video System gefilmt. Der Einsatz von Drohnen war verboten, da sich Puerto Williams in einer Militärzone befindet.
Die Arbeit wurde mit Unterstützung des Goethe-Instituts Chile und der Universität von Magallanes Punta Arenas durchgeführt.