Self-Similar and Strange, Wolfgang Spahn

 

Strange Attractors, 2019

 


Courtesy Art Claims Impulse
Ein Lorenz-System, das von einem anderen Lorenz-System gesteuert wird, 2019

Seit der Mathematiker Benoit Mandelbrot in „How Long Is the Coast of Britain?“ Strukturen in der Natur geometrisch als „selbstähnliche Systeme“ beschrieben hat, sind fraktale Strukturen ein Thema der künstlerischen Auseinandersetzung. Statistical Self-Similarity and Fractional Dimension“ (1967) beschrieben hat, sind fraktale Strukturen ein Gegenstand künstlerischer Untersuchungen geblieben. Seltsame Attraktoren in ihrer Eigenschaft als chaotische Fraktale bilden zusammen mit selbstähnlichen Strukturen einen wichtigen Teil der Chaosforschung und sind das Kern- und Leitthema der Installation.




Courtesy Art Claims Impulse

Bei „Strange Attractors“ handelt es sich um ein generatives System für Sound und Projektionen, das auf dem Analogcomputer Confetti (vom Künstler entwickelt) basiert, der diese Strange Attractors berechnet.

„Strange Attractors“ wirft die Frage auf, ob sich das Klima vorhersagen lässt, wie es von Julia Slingo und Tim Palmer in Uncertainty in weather and climate prediction beschrieben wurde.

Der Titel der Arbeit bezieht sich auf den gleichnamigen mathematischen Begriff (David Ruelle / Floris Takens, 1971) aus der Chaostheorie, die physikalische Gesetze des chaotischen Verhaltens in dynamischen Prozessen beschreibt. Anhand von seltsamen Attraktoren lassen sich beispielsweise turbulente Strömungen von Flüssigkeiten oder Gasen mathematisch beschreiben, die aufgrund ihrer Komplexität und Zufälligkeit nicht analytisch erfasst werden können. In der Installation werden zwei Lorenz-Attraktoren verwendet, um sowohl den Klang als auch das Bild zu erzeugen.




Courtesy Art Claims Impulse

Die Arbeit warf die Frage nach der künstlerischen Definition von Grenzen in einem Raum auf, der eigentlich vom Zufall bestimmt ist. Seltsame Attraktoren zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie immer einen begrenzenden Rahmen oder eine entsprechende Ordnung schaffen, innerhalb derer das eigentliche Chaos stattfinden kann. Das bedeutet, dass - zumindest aus mathematischer Sicht - Zufälligkeit und Chaos durch einen Rahmen ermöglicht werden, der eine Ordnung schafft, denn ohne diesen Rahmen würde sich jedes denkbare chaotische System ad infinitum erheben und sich damit der Beobachtung und Beschreibung entziehen. Überträgt man diesen Gedanken auf die Kunst, so würde dies bedeuten, dass künstlerisch geschaffene chaotische Systeme weder sichtbar noch hörbar wären. Dementsprechend wirft die Installation die Frage auf, ob die Künstler selbst den Rahmen schaffen, der die Ordnung herstellt und das Werk „zufällig“ entstehen lässt.



 Courtesy Art Claims Impulse

Die Arbeit wurde in der Ausstellung „Self-Similar and Strange“ bei Art Claims Impulse in Berlin, 2019 gezeigt.

 

 

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Das Kunstwerk ist erhältlich im ACI-Shop.

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Its organic if you have a closer look, 2017.

Courtesy Art Claims Impulse

Die Audio-Video-Installation It's Organic If You Look Close Enough des Künstlers Wolfgang Spahn zielt darauf ab, die so genannte perfekte Oberfläche zu dekonstruieren, die in der virtuellen Sphäre durch die zeitgenössische digitale Technologie geschaffen wird. Durch die Erkundung der Oberfläche von OLED-Monitoren mittels Makrofilm macht die Kamera die ausgefransten Ränder der organischen Leuchtdioden (OLEDs) sichtbar. So entstehen Bilder, die mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen sind: Die vermeintlich homogenen, perfekten Quadrate sind bei der Annäherung mit dem Makroobjektiv tatsächlich einzigartig geformt, ausgefranst und uneben.

Ein Triptychon aus drei OLED-Monitoren, die jeweils mit einer Raspberry-Pi-Kamera ausgestattet sind, zeigt Muster, die durch Makrofilme der ausgefransten Pixel erzeugt und wiederhergestellt werden. So ist jeder Monitor sowohl Quelle als auch Anzeige der in einer endlosen Feedbackschleife erzeugten Muster. Diese Muster sind mannigfaltig, da Makrofilme ihre Objekte vergrössern und auf performative Weise Veränderungen in Bezug auf Struktur, Farbe und Dimension der Bilder erzeugen.



 




Courtesy of the Artist

 

Insofern spricht die Installation sowohl die organische Struktur der OLEDs als auch die analoge Technologie an, die Teil der digitalen Schnittstellen ist. Dabei schafft sie Ernüchterung: Die rein digitale Oberfläche kann nur als abstrakte Realität innerhalb der virtuellen Sphäre existieren. In dem Moment, in dem digitale Daten zugänglich gemacht werden - sei es durch den Einsatz von Monitoren, Kameras oder jeglicher Technologie, die es erlaubt, Daten zu speichern, zu teilen oder zu visualisieren - wird die rein digitale Oberfläche durch die Hardware der Interfaces unterbrochen, die immer auch analoge Technologie enthält.

Dennoch beinhaltet die Installation auch einen virtuellen Raum. Die VGA (Video Graphics Array)-Eingangssignale der OLED-Monitore werden nachverfolgt und ihr Ton verstärkt und gestreamt. Insofern wird der unpräzise Klang, der sich aus den organischen Bildern ergibt, im virtuellen Raum öffentlich zugänglich sein. Die Sonifikation der Daten kann als Interferenz verstanden werden: organisches Material interferiert mit der perfekten Oberfläche der abstrakten virtuellen Kugel.

 



Courtesy of the Artist


 

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